Ärzte arbeiten jetzt ohne Holzhammer
Interview: Farin Urlaub über die neue Platte, den Auftritt in Mannheim und über Schweine

Von unserem Redaktionsmitglied Michaela Roßner
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Für sich selbst und ihre Fans sind sie "die beste Band" der Welt - für andere (zum Beispiel den 1.FC Bayern) [ich glaube, da hat die Autorin was verwechselt!!!] manchmal die größte textliche Entgleisung: die Ärzte aus Berlin. Sieben mal landeten sie bereits auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften; sie sind seit 17 Jahrenim Musikgeschäft - mit Unterbrechung von '88 bis '93 - und immer wieder für eine Überraschung gut. Die bekanntesten Songs sind "die fette Elke", "Schrei nach Liebe" und Männer sind Schweine". Die neue CD kommt im Oktober raus und am 2. September treten die Ärzte bei den "Hard Pop Days" auf dem Mannheimer Maimarktgelände auf. Wir sprachen mit Bandgründer, Sänger und Gitarrist Farin Urlaub.
- Ihr seid mitten in der Studioarbeit zum neuen Album. Wie läuft's und was gibt es über die Platte zu berichten?
F.U.: Unser Produzent und Freund Hoffmann, mit dem wir schon seit Mitte der 80er Jahre zusammenarbeiten, hat neulich 'mal hinter unserem Rücken gesagt, dass er noch nie so eine entspannte Produktion erlebt hat. Normalerweise fliegen bei uns immer die kreativen Fetzen. Das einzige Problem war: Wir haben 32 Lieder aufgenommen, in der Zeit, in der man normalerweise etwa 24 Lieder aufnimmt. Da haben wir schon eine Vorauswahl getroffen, wir hatten noch weitere 40 Lieder. Von daher haben wir jetzt einen Haufen B-Seiten, mit denen wir die Welt belästigen werden.

- Ist schon eine Single-Auskopplung ausgeguckt?
F.U.: Ja.

- Darf man Näheres erfahren?
F.U.: Nein, wirklich nicht. Da sind wir Geheimniskrämer. Wir drehen gerade das Video dazu und schauen uns da noch um. Es wird wahrscheinlich ziemlich lustig und abgedreht. Und - das Lied ist sehr schön.

- Man kann euch per Livecam bei der Arbeit im Studio beobachten. Warum ist die Homepage unter "bademeister.com" versteckt?
F.U.: Wer uns kennt, der kennt das Lied "Paul der Bademeister", was wir hassen wie die Pest. Das Problem war, das "Ärzte" einen Umlaut drin haben. Entweder hätte es "A-e-rzte" geheißen, oder "Arzte". Das wollten wir nicht und deshalb haben wir etwas genommen, was alle kennen.

- Ist einer von euch Computerfreak - oder habt ihr gar alle am Internet-Auftritt mitgearbeitet?
F.U.: Webmeister ist "Auge" Augsburg. Auch Schwarwel hat viel gemacht. Er entwirft schon seit 1993 alles für uns. Ein Leipziger, er ist ein Freund von uns, Grafikdesigner. Aber Rod ist auch ein völliger Computerfreak. Er schickt, wenn wir auf Tour sind, fertige HTML-Dateien mit Fotos drin auf unsere Homepage. Rod ist Profi.

- Denkt Ihr eigentlich inzwischen schon beim Songschreiben darüber nach, ob der neue Text auf dem Index landen könnte?
F.U.: Nö, das ist ja lange vorbei. Das letzte Mal sind wir, glaube ich, 1985 indiziert worden. Das ist 15 Jahre her. Wir wissen mittlerweile ganz genau, wie man etwas formulieren kann, dass sich alle Leute ärgern, es aber trotzdem nicht indizierfähig ist. Außerdem das mit den Provokationen hat ja auch schon vor 15 Jahren nachgelassen. Irgendwann ist es 'mal langweilig. Der Kitzel liegt bei uns mittlerweile eher in einer feineren Ironie. Früher haben wir noch mit dem Holzhammer gearbeitet.

- Was erwartet ihr von den "Hard Pop Days"? Kommt ihr eigentlich selbst oder lasst ihr euch, wie das Pressefoto vermuten lässt, durch Comicfiguren vertreten?
F.U.: Wir haben virtuelle Roboter gebastelt. Noch nicht eimal echte Roboter, sondern Holographien. Die wollen wir auf die Bühne stellen und hoffen, dass es niemand merkt. Das darfst du aber auf garkeinen Fall schreiben.

- Ist das jetzt ernst?
F.U.: Nein, natürlich kommen wir selbst. Der einzige Grund, warum wir überhaupt noch existieren, ist ja der, damit wir endlich wieder auf die Bühne können. Das macht uns am meisten Spaß.

- Das heißt auch, dass in nächster Zeit keine Trennung der Band Bevorsteht?
F.U.: Wir planen da ehrlich gesagt nicht so lange. Wir machen jetzt erstmal das Album fertig. Dann gehen wir auf Tour. Dann gucken wir mal. Im Augenblick macht es wieder mega Spaß.

- Letzte Frage: Was habt ihr eigentlich gegen Schweine?
F.U.: Gar nix! Wir sind doch selber welche! Bekennende vielleicht? Mir fiel halt da kein besserer Vergleich ein. Schweine sind sehr intelligente Tiere, wie man weiß. Außerdem fressen sie alles inklusive ihrer Artgenossen. Sind extrem reinlich, haben interessante soziale Strukturen und fast schon demokratische Hierachien.

- Nur singen können sie nicht...
F.U.: Och, ich weiß nicht, früher auf dem Bauernhof meiner Großmutter gab es schon sehr musikalische Schweine. Ich möchte das jetzt nicht nachmachen, das hier ist ja auch für die Zeitung. Aber das hat micht schon schwer beeindruckt.