28.3.2000 - Berlin, SO36
Ich weiß immer noch nicht, wie ich dazu komme, für eine
unbekannte Band quer durch Deutschland zu fahren, aber "Die Zu Späten"
sollten nun mal in Berlin spielen und das kann man ja gleich mit einer
Erstbesichtigung der Hauptstadt verbinden. Nicht eingeplant war dabei
natürlich, daß gewisse Leute negativen Einfluß auf das
Wetter zu haben scheinen und es so den ganzen Tag aufs Heftigste
regnete...
Folgerichtig waren wir bereits klatschnaß als wir gegen 18 Uhr am SO36
eintrafen. Die Zeit bis zum Einlaß reichte dann gar nicht, um alle
Bekannten zu begrüßen, aber dafür war ein Platz in vorderer
Reihe sicher. Bevor wir uns aber am Hauptact des Abends erfreuen konnten,
mußten wir erst mal die noch unbekanntere Vorband "Essen auf
Rädern" über uns ergehen lassen. Campino, Breiti & Co. hatten nur
eine Stunde Zeit, um allen richtig einzuheizen, aber sie machten ihre Sache
wirklich gut. Wider Erwarten gab es keine Buhrufe, so daß man
vielleicht auf weitere Zusammenarbeit von Berlin und Düsseldorf hoffen
kann.
Auch die Leute von der Security kamen schon von Anfang an auf ihre Kosten.
Sie mußten nicht nur die zahlreichen Stagediver bändigen bzw.
animieren, sondern entfernten auch geheimnisvolle Kapuzenmänner ("Visum
für Goetheburg" - nähere Hinweise erbeten!) effektiv aus dem
Publikum.
Nach einer kurzen Umbaupause (Käse & Wurst mußten
schließlich in Position gebracht werden) kamen gegen Viertel zehn
endlich Torsten, Horst und Dieter auf die Bühne. Wie sich dann
herausstellte, handelte es sich bei den Dreien um eine sehr gute Coverband
der "besten Band der Welt". Dabei covern sie nicht nur Melodien und Texte,
sondern auch die genialen Ansagen der berühmten Vorbilder. Nach dem
Beginn mit Dauerwelle vs. Minipli und vor allem Westerland war die Stimmung
sofort da. Steffi (alias Dieter) und Angelika (alias Horst) schaukelten sich
gegenseitig hoch, während das Publikum förmlich zu
zerfließen begann. Erster Höhepunkt war dann der
Publikumswettstreit um den Karaokekönig. Es traten Arian und Caro an.
Eigentlich wollte Arian auch noch Bass spielen, aber Horst verteidigte mutig
sein Instrument. Trotzdem konnte sich Arians Version von "Du willst mich
küssen" durchaus sehen lassen. Caro, selbst noch nicht die
Älteste, setzte hingegen auf "Geschwisterliebe". Sie konnte mit einer
konsequent auf weibliche Sicht umformulierten Version glänzen, die
großen Anklang fand. Folgerichtig gewann sie damit auch den
großen Hauptpreis, einen... Nun ja, wir wollen doch nicht gleich alles
verraten!
Nach einer kurzen politischen Einlage (Bullenstaat, Opfer), ging es dann mit
Teddybär, Wilde Mädchen und dem Roten Minirock weiter.
Eine Setliste konnten wir nach dem Konzert leider nicht ergattern, daher
gibt's hier auch keine exakten Angaben darüber, welche Stücke
genau gespielt wurden. Es waren jedenfalls ziemlich viele...
Die Zu Späten heizten uns natürlich ordentlich ein, wobei wie bei
ihren Vorbildern auch viele Stücke komplett umgewandelt wurden, sowohl
textlich als auch musikalisch. Bei "Außerirdische" z.B. wurde der Text
komplett verändert ("plötzlich landete ein Schulhof im Gras"!?!),
"Grace Kelly" begann in einer genialen Ska-Version. Bei "2000 Mädchen"
lag die komplette Band vor Lachen am Boden, nachdem Dieter den Text etwas
modifiziert hatte (Thema "ficken" und "klein"...) =;-)
Aber irgendwann waren dann auch die Zu Späten am Ende ihres Sets. Zum
Glück konnten wir sie aber noch dazu bewegen, ein paar Zugaben zu
spielen! =;-) Und plötzlich kam Dieter (oder war es Steffi?) an den
Bühnenrand und gestand: "Wir haben Euch belogen!" Großes
Entsetzen unter den Fans - was war passiert? Horst ergänzte: "Wir sind
schwul." Darauf wollte Dieter jetzt eigentlich nicht hinaus, sondern er
bestätigte daraufhin den Verdacht, der wohl schon in einigen Fans
keimte, und erklärte, daß sie gar keine Ärzte-Coverband
sind, sondern die echten Ärzte (und Farin konnte endlich die
"scheußliche pinke Perücke" abnehmen)!
Da brach unter den Fans großer Jubel aus und für uns hatte sich
der Trip nach Berlin doch noch _richtig_ gelohnt =:-).
Als das geklärt war, konnten die drei dann ihren Hit "Elke" anspielen.
Es hat zwar ein Weilchen gedauert, da Farin erst noch "We are sailing"
unterbringen mußte, aber dann folgte eine tolle Version von Elke.
Teilweise war das Lied kaum noch zu erkennen... dann gab es noch ein kleines
Abzählspielchen (Farin: "auf" Wir: "dem" Farin: "Fried" Wir: "hof" usw.
bis Farin merkte, daß es so nicht aufgeht und wir das Ganze nochmal
andersrum anfangen durften...)
Die Ärzte starteten noch eine Aktion "Ärtze-Fans gegen Frischluft"
und widmeten der Frischluft das nächste Lied: Schunder-Song. Endlich
mal 'ne gute Aktion, denn wer braucht auf einem Konzert schon Frischluft...
=;-)
Irgendwann mußten DÄ dann aber wirklich zum Ende kommen. Es
folgte noch das Lied, das einer sehr guten Ärzte-Cover-Band den Namen
gegeben hatte: "Zu spät". Auch hier gab es wieder einige
Textveränderungen, die dann auch gleich schauspielerisch umgesetzt
wurden: ("Eines Tages werd' ich mich rächen, ich werd' mich auf deinen
Penis erbrechen." - und Bela rannte zu Farin...)
Danach kam dann natürlich noch "Gute Nacht", und weg waren sie.
Insgesamt gab es relativ wenige Ansagen (dafür aber umso bessere
Textverunstaltungen!), aber das lag wohl vor allem daran, daß DÄ
nunmal nicht die volle Zeit hatten, da "Essen auf Rädern" ja auch schon
gespielt hatten und das Publikum dementsprechend fertig war. Aber das fiel
absolut nicht negativ auf, und obwohl das Ärzte-Konzert mit zweieinhalb
Stunden relativ kurz war, es war trotzdem genial!